Einblicke

Die Brockhaus Enzyklopädie (Bd 18, 1992) beschreibt Rhythmus sehr umfassend in vielen Aspekten. Das griechische Wort „rhythmós“ ist von „rhóein“ („fließen“ und „strömen“) abgeleitet. Rhythmus bedeutet Gleichmäßigkeit, gegliederte Bewegung und regelmäßige Wiederkehr natürlicher Vorgänge. Er bestimmt nicht nur physikalische Phänomene wie Tag und Nacht, sondern auch biologische Phänomene wie Herzschlag und Atem. Rhythmus prägt unser Denken, Erleben und Wollen auf psychischer Ebene.

Rhythmus in der Musik

In der Musik bestimmt Rhythmus die Ordnung, Gliederung und sinnvolle Gestaltung des zeitlichen Verlaufs von Klangereignissen. Rhythmus bedeutet Spannung zwischen dem Prinzip einer Folge kleinster regelmäßig wiederholter Einheiten und einer darüber liegenden Ordnung, die als Gestalt wahrgenommen wird. Unterschiedliche Tondauern und Akzentuierungen, melodische Bewegungen und wechselnde Klangfarben kreieren diese Gestalt. Dazu kommen noch Unterschiede in Tempo und Lautstärke, in der Artikulation und der Phrasierung.

Additive und divisive Rhythmik

Rhythmus ist Kunst. Im Wesentlichen gibt es zwei Betrachtungsweisen, die für die Notation von Rhythmen wesentlich sind: Additive und divisive Rhythmik. Additive Rhythmen waren in Griechenland üblich und sind bis heute in der Vielfalt indischer und orientalischer Rhythmen vertreten. Sie entwickelten sich aus der Addition von langen und kurzen Zeitfolgen in unterschiedlichsten zyklischen Anordnungen, die von einem Ausgangspunkt beginnen.

Divisive Rhythmen gibt es in Europa seit der Mehrstimmigkeit des Mittelalters: Durch den Takt konnten verschiedensten Unterteilungen der einzelnen Stimmen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Hier ging man den umgekehrten Weg: Ein Ganzes wird durch einfache Teilungsverhältnisse in Halbe, Viertel, Achtel, Sechzehntel, Drittel, Sechstel usw. geteilt.

Rhythmus als Wissen

Rhythmus ist mehr als eine Wissenschaft – Rhythmus bedeutet Wissen über die Zyklen der Natur, Heimkehr zum Puls des Lebens. Musikethnologische Forschung zeigt regionale Unterschiede auf: In Indien bedeutet „Tala“ unter anderem die Kombination der Anfangsbuchstaben des kosmischen Tanzes „Tandava“ von Lord Shiva und „Layshya“, dem Tanz der Frauen. „Tala“ wird als das „Bett“ für „Natya“ – den Tanz betrachtet. „Tala“ ist mit allem verbunden, das uns umgibt.

Hier ist ein Link zu einem Interview mit Karin Bindu über ihre Unterrichtstätigkeit als Percussionstin, das Frau Arnold auf ihrem Blog veröffentlicht hat: https://www.prontopro.at/blog/rhythmus-verbindet/